NEWS
 

Presseerklärung vom 05.06.2013

 

Presseerklärung der Nebenklagevertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle vom 5.Juni 2013

Vernehmung von Carsten S. wurde fortgesetzt. Angeklagter macht permanent Erinnerungslücken geltend, wenn es um die eigene Verantwortung geht.

Heute wurde die Vernehmung des Angeklagten Carsten S. fortgesetzt. Inhaltlich ging es um seine Zeit in der rechtsextremistischen Szene und die Unterstützung, die er für Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe geleistet haben soll. Nahezu immer, wenn es um seine eigene Verantwortung, seine Integration in die rechte Szene oder seine Vorstellungen zur Waffenübergabe ging, machte der Angeklagte Carsten S. Erinnerungslücken geltend. "Ich habe keine konkrete Erinnerung" war sinngemäß der meistgehörte Satz.

Rechtsanwalt Stolle erklärt dazu:

"Die geltend gemachten Erinnerungslücken sind nicht nachvollziehbar. Deutlich wurde sein Ausweichen bei der Frage nach dem politischen Hintergrund seiner damaligen Taten. Er war hoher Funktionär der NPD und der JN, einer offen rassistischen Organisation. Es war offensichtlich, welcher Ideologie er damals angehört hat. Sein Ausweichen muss damit erklärt werden, dass er nicht alles sagt, was er noch weiß."

Erstaunlich war auch, dass sich Carsten S. an viele Details erinnern konnte, die er auch geschildert hat. In Bezug auf wesentliche Ereignisse, die sich in sein Gedächtnis gebrannt haben müssen, wie beispielsweise die Übergabe der Waffe, blieb er erstaunlich unkonkret.

Rechtsanwalt Scharmer erklärt dazu:

"Es ist nicht zu glauben, dass sich Carsten S. beispielsweise daran erinnert, welche Farbe seine Hose bei der Waffenübergabe hatte, aber nicht mehr wissen will, ob er überhaupt über den Zweck, den eine scharfe Waffe mit Munition und Schalldämpfer erfüllen konnte, nachgedacht hat. Carsten S. beschreibt detailliert sein Coming-Out, kommentiert seine eigene Gefühlswelt in einer Art pseudotherapeutischen Diktion, wenn es aber um seine damalige Gesinnung geht, will er nichts mehr Konkretes wissen. Wir hatten uns eine wahrheitsgemäße und umfassende Einlassung erhofft, auch um die Umstände der Gründung und Unterstützung des NSU aufzuklären. Davon sind wir noch weit entfernt. Wir werden sehen, wie sich Carsten S. in der weiteren Befragung verhält."