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Pressemitteilung vom der Nebenklagevertreter Rechtsanwälte Stolle und Scharmer vom 02.07.2013

Am heutigen Prozesstag ging es um die Festnahme von Beamte Zschäpe und ihre Äußerungen gegenüber Beamten außerhalb von Vernehmungen.

Zunächst wurde einer der Zwickauer Polizeibeamten gehört, der Zschäpe nach einer mehrtätigigen Flucht quer durch Deutschland am 08.11.2013 nach dem Brand in der Frühlingsstraße vernommen hatte. Sie habe zunächst erklärt, dass sie keine Angaben zur Sache machen will. Danach habe sich im Anschluss beim Warten auf die Beamten, die sie zum Gewahrsam bringen sollten ein Gespräch ergeben. Darüber habe er allerdings nur noch teilweise genaue Erinnerungen, jedoch einen ausführlichen Vermerk über das Gespräch gemacht, was er Frau Zschäpe zuvor auch ankündigte. Sie habe ihm kurz berichtet, wie sie als „Omakind“ aufgewachsen sei und über ihren Lebenslauf. Ferner erklärte Sie, dass sie mit den beiden Uwes ihr Leben verbracht habe, dass das ihre Familie war. Auf die Frage, ob noch weitere Straftaten geplant wären, die verhindert werden könnten, habe sie „nein“ gesagt. Auch habe sie angemerkt, dass sie seit langem nicht mehr mit ihrem richtigen Namen „Beate Zschäpe“ unterschrieben habe. Frau Mundlos und Frau Böhnhardt, die Mütter der Uwes, habe sie – wie zuvor versprochen - telefonisch über deren Tod informiert. Sie habe auf ihrer Flucht wohl versucht, Freunde aufzusuchen, davon habe sie aber nicht mehr viel. Frau Zschäpe habe einen insgesamt übernächtigten Eindruck gemacht. Auf Nachfrage habe sie erklärt, dass sie auf der Flucht mehrfach an Suizid gedacht habe, nicht aber bei dem Brand. Zschäpe habe gesagt, dass sie ihre Katzen vor dem Brand nach runter gebracht habe. Seit dem Untertauchen nach „Vorfällen in Jena“ habe sie zu zur Familie keinen Kontakt mehr gehabt. Frau Zschäpe habe erklärt, dass sie nie von einem der Uwes zu etwas gezwungen wurde. Der Beamte hatte außerdem den Eindruck, dass Frau Zschäpe beim Ermittlungsrichter Angaben machen will, was sie dann aber am nächsten Tag nicht tat.

Rechtsanwalt Scharmer erklärt dazu:

“Die Aussage des Vernehmungsbeamten belastet Frau Zschäpe. Zum einen wird durch die Schilderung der Rettung ihrer Katzen und der Erklärung, jedenfalls durch den Brand keinen Suizid begehen zu wollen, noch einmal klar, dass Frau Zschäpe den Brand gelegt hat. Sie berichtete von ihrem Untertauchen, von ihrer Selbständigkeit gegenüber den Uwes und ihrem Wissen von deren Tod. Das legt nahe, dass sie als selbständiges Mitglied der Gruppe nicht unwesentliche Tatbeiträge leistete, was wiederum den Anklagevorwurf der Mittäterschaft stärkt.“

Nachmittags wurde mit der Vernehmung eines BKA Beamten begonnen, der Frau Zschäpe zum Ermittlungsrichter begleitet hatte. Im Vorraum des Ermittlungsrichters habe sie verschiedene Aussagen getätigt. Zschäpe habe gesagt, dass sie sich nicht gestellt habe, um nicht auszusagen. Ihren damaligen Anwalt habe sie sich ausgesucht, weil dieser kein Szeneverteidiger sei. Es sei für sie eine neue Situation, wieder mit ihrem richtigen Namen angesprochen zu werden. In Zwickau seien sie mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Ihnen dreien sei klar gewesen, dass die Sache irgendwann mal auffliegen würde. Falls den Uwes etwas passiert, habe sie versprochen, den Eltern Bescheid zu geben. Echte Freunde im Untergrund zu finden, sie schwer gewesen. Emotionslos habe Frau Zschäpe die Vorwürfe der Beteiligung an den 10 Morden durch den Ermittlungsrichter hingenommen. Verwundert habe Zschäpe bei einem Haftbesuch des BKA reagiert, als es um die Frage der Herausgabe von Wertgegenständen aus dem Keller in der Frühlingsstraße ging, weil sie meinte, dass Gegenstände, die mit Geld aus Straftaten beschafft worden sind, doch nicht herausgegeben werden würden.